Die Rahmenbedingungen der EU: Daran müssen sich die Wiener Netze halten
Gemäß der EU-Gesetzgebung und den darauf aufbauenden nationalen Gesetzen und Verordnungen ist der Beitrag eines Verteilernetzbetreibers zum Klimaschutz streng limitiert:
Flexible Marktmodelle, die auf das Angebot an erneuerbarem Strom reagieren können, benötigen eine stündliche – oder auch viertelstündliche – Messung, damit Verbrauch oder Einspeisung von Solarstrom oder Speicherbetrieb abgerechnet werden können.
Zusätzlich soll der Netzbetrieb zuverlässig und mit gleichbleibender Spannungsqualität erfolgen. Wie das ohne eigene Erzeugungsanlagen oder auch nur Speicher funktionieren soll, lässt der österreichische Gesetzgeber vorerst offen.
Eine Einflussnahme des Netzbetreibers auf Art und Zusammensetzung des transportierten Stroms, auf dessen Herkunft, jegliche Wertung der Nachhaltigkeit von Kohle-, Atom- oder Windstrom ist gemäß den Marktregeln strikt untersagt, da dies eine Verzerrung des Wettbewerbs darstellen würde.
Nachhaltigkeit im Verteilernetz: So können die Wiener Netze etwas für die Umwelt tun
Trotz dieser Restriktionen hat der Verteilernetzbetreiber einen entscheidenden Einfluss auf die Geschwindigkeit, mit der sich kleine, dezentrale Anlagen zur Nutzung erneuerbarer Energie bei uns etablieren und ausbreiten können. Diesen Spielraum wollen die Wiener Netze nutzen, und den wichtigsten Hebel dafür sehen wir in einer raschen und vernetzten Digitalisierung des Niederspannungsnetzes.
In der Stadt und im umliegenden, urban geprägten Siedlungsraum erfolgt die Aufnahme des Solarstroms überwiegend im Niederspannungsnetz – eine Ebene, die Endkunden bislang mit zentral verfügbarem Strom versorgt. Die geänderten Aufgaben, die zunehmende Versorgung aus eigenen oder auch benachbarten Photovoltaik-Anlagen, erfordern eine Anpassung und Umgestaltung dieser Infrastruktur.
Zum Solarstrom wurde übrigens schon in den 1930ern geforscht – hier stellen wir dir mit Mária Telkes eine Pionierin der Solarenergie vor!
Nachhaltigkeit durch Digitalisierung: Die Zukunft der Wiener Netze ist digital
Die Wiener Netze werden in den nächsten Jahren umfassend in die Sensorik und die Messung in der Niederspannungsebene investieren. Eine datenbasierte Annäherung an die technischen Grenzen des Netzes ermöglichen den Anschluss zusätzlicher PV-Anlagen, während teure Aufgrabungen für die Verstärkung der Kabel weitgehend vermieden werden.
Unterstützend wird sich der Einsatz künstlicher Intelligenz erweisen: Zeitabhängige Prognosen schaffen eine Basis für weiterführende Maßnahmen zur lastabhängigen Steuerung. Kurzzeitiges Wegschalten von E-Ladestationen statt teurem Netzausbau, Kappen von PV-Spitzen, damit in Summe mehr Solarstrom aufgenommen werden kann, gezieltes Zuschalten von E-Ladestationen zur Abfederung von PV-Spitzen und bedarfsorientierter Speicherbetrieb: All das – und vieles mehr – kann die Energiewende beschleunigen und die Gesamtkosten für das Energiesystem dennoch im Rahmen halten.
Blick nach vorn: Die Wiener Netze nutzen innovative Maßnahmen für die Verbesserung des ökologischen Fußabdrucks
Auch außerhalb des Stromsektors setzen die Wiener Netze laufend innovative Maßnahmen zur Verbesserung unseres ökologischen Fußabdrucks. Schwachstellen im Wiener Fernwärmenetz konnten mit einer an einem Flugzeug angebrachten Wärmebild-Kamera kostengünstig entdeckt und in der Folge mit punktgenauen Aufgrabungen saniert werden. Damit wurden bislang schwer auffindbare Verluste an Wärme und Wasser eingedämmt und die Gesamteffizienz des Wärmenetzes verbessert.
Des Weiteren wurde der Einsatz von Kunststoffrohren bei der Fernkälte-Versorgung erfolgreich erprobt. Gegenüber der bisher üblichen Verlegung von Stahlrohren werden nicht nur die Kosten dieser umweltschonenden Infrastruktur erheblich gesenkt, sondern auch die erforderlichen Aufgrabungen und die damit verbundenen Umweltbelastungen um die Hälfte reduziert. Durch die geringeren Kosten für den Anschluss ist es möglich, moderne Gebäude mit stetig sinkendem Energiebedarf für Kühlung und Heizung auch weiterhin an die Infrastruktur der vorwiegend erneuerbaren Fernkälte anzubinden.
Auch das – in einschlägigen Foren als fossil verteufelte – Erdgas liefert wertvolle Beiträge zu einer CO²-armen Versorgung der Stadt, solange es effizient eingesetzt wird. Die in Wien seit 1990 erzielten Einsparungen an CO² gehen zum größten Teil auf den konsequenten Ersatz von Ölheizungen und Feststoffheizungen durch Gas- und Fernwärmeheizungen. Hier kann Erdgas den Vorteil als CO²-ärmster fossiler Energieträger ausspielen. Im Energiesystem der näheren Zukunft kann Erdgas kurzzeitige Engpässe in der Strom- oder Wärmeversorgung überbrücken und damit den Einsatz der ansonsten erneuerbaren Energieversorgung erst ermöglichen. Daher wird Erdgas in der Umgestaltung des Energiesystems auch als „Brückentechnologie“ bezeichnet.
Von Erdgas und Biomethan: Es geht voran
Des Weiteren steht mit der Erdgasmobilität eine umweltschonenden Alternative zu Diesel und Benzin bereit, sofern die Elektromobilität den spezifischen Anwendungsfall nicht oder nur unter hohem Aufwand abdecken kann.
Nicht zuletzt steht die Erschließung von erneuerbarem Gas – Biomethan und synthetischem Methan aus erneuerbarem Strom oder Abfällen – erst am Beginn. Das Potential dieser in der Gesamtbilanz CO²-freien bzw. CO²-armen Gase ist noch gar nicht abschätzbar.
Solange wir Heizöl, Diesel und Benzin im Einsatz haben, halten wir Prognosen, ob wir diese „Brücke“ zur Nachhaltigkeit noch zwanzig, dreißig oder fünfzig Jahre verwenden werden für verfrüht.
Es gibt nicht nur eine Lösung: Nachhaltigkeit ist vielfältigre als Co2
Abseits der aktuellen Debatte um Klimawandel und Klimakatastrophe umfasst Nachhaltigkeit weit mehr als die Reduktion von CO² im Energiesystem. Die Vermeidung von Abfall, die systematische Trennung und Verwertung und die fachgerechte Entsorgung der Restmengen bilden den Auftakt für den Weg zur Kreislaufwirtschaft, die im kommenden Jahrzehnt in den Fokus rücken wird.
Neben den umweltbezogenen Aspekten rücken weitere Themen in die Betrachtung einer umfassend verstandenen Nachhaltigkeit: Das wirtschaftliche Überleben eines Unternehmens gehört hier ebenso dazu, wie die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, die Öffnung für neue Formen des Arbeitens und Zusammenarbeitens, Arbeitnehmerschutz, technische Sicherheit und Gesundheitsvorsorge und natürlich der sorgsame und bewusste Umgang mit Daten.
Es gibt auch nicht nur einen Akteur: nachhaltigkeit ist vielfältiger als die Wiener Netze
Für die Stadt Wien und deren Menschen steht der Zweck der Wiener Netze – und der übrigen Unternehmen der Wiener Stadtwerke – im Vordergrund: Unsere Infrastruktur, die Lebensadern der Stadt verlässlich, kostengünstig und umweltschonend bereitstellen und diese an die neuen Technologien und die aktuellen Herausforderungen anpassen, damit alle anderen nachhaltig und umweltbewusst handeln können. In diesem Szenario sehen sich die Wiener Netze als Ermöglicher [aus dem Englischen: „Enabler“] der konsequenten und systematischen Umstellung auf erneuerbare Energiesysteme.
Mehr zu den Wiener Netzen findest du unter www.wienernetze.at.