Du bist Girls! TECH UP-Role Model 2021 geworden: Was ist dir als erstes durch den Kopf gegangen, als du das erfahren hast?
„Cool, damit habe ich jetzt eigentlich nicht gerechnet.“ Der nächste Gedanke war, es würde mich interessieren, wie viele Stimmen ich bekommen habe. Dann habe ich eh schon überlegt, wen ich zur Preisverleihung mitnehme (lacht).
Wie kam’s eigentlich dazu, dass du dich als Girls! TECH UP-Role Model beworben hast?
Durch meinen Niederlassungsleiter (Herr Schallmeiner). Er hat mich auf die Initiative aufmerksam gemacht und mich gefragt, ob ich mir nicht vorstellen könnte, mitzumachen. Daraufhin habe ich mir gedacht: „Eine supercoole Aktion! Es gehören noch immer weit mehr Frauen in die Technik.“ Ich bin selbst durch eine Mädchen-Initiative in die Technik gekommen. Deshalb darf man keine Gelegenheit auslassen, auch andere zu motivieren.
Woher kommt dein technisches Interesse und wie bist du auf die HTL gekommen?
Durch die „Power Girls“– eine Initiative, um Frauen für Technik zu begeistern. Es war das erste Jahr, in dem es dieses Angebot gab – zumindest in Oberösterreich.
Meine Klassenleiterin hat damals gesagt, ich soll nicht an der Initiative teilnehmen, weil meine Noten nicht gut genug sind. Daraufhin hat meine Mutter angerufen und gesagt, ich darf und soll das auf jeden Fall machen. Somit hat es dann geklappt.
Was habt ihr bei den Power Girls gemacht?
Vorher hast du keine Berührungspunkte zur Technik gehabt?
Doch, Technik hat mich schon vorher interessiert. In der Volksschule hatten wir auch Technisches Werken als Fach. Da hat sich schon herauskristallisiert, dass ich darin ganz gut bin. Ich war auch viel bei meinem Opa in der Werkstatt und habe ihm beim Motorräder-Zusammen und -Auseinanderbauen geholfen. Zumindest habe ich vermutet, dass ich hilfreich bin. Im Nachhinein war ich dann doch keine so große Hilfe (lacht).Als Kind?
Genau. Handwerkliches habe ich immer gerne gemacht. Der Knackpunkt war dann aber die Initiative mit den Power Girls – als ich in die HTL gekommen bin.Wie lief deine Ausbildung ab?
2009 bis 2015 war ich an der HTL Paul Hahn für Elektrotechnik mit Schwerpunkt Energietechnik und industrielle Elektronik. Zuerst habe ich ein Jahr Fachschule gemacht und bin dann auf die Höhere aufgestiegen. Da habe ich dann ganz normal fünf Jahre absolviert.
Meine Noten in der Hauptschule waren nicht gut genug, um direkt in die Höhere zu starten. Wobei es sehr gut war, dass ich die Fachschule gemacht habe.
Weil ich zuerst auf einer reinen Mädchenschule war: bei den Franziskanerinnen in Linz. Dann bin ich in eine reine Burschenklasse gekommen – da war ich das einzige Mädel.
Wie ging's dir damit?
Naja, es hat mir einmal alle Synapsen umgedreht (lacht). Dann bin ich in die Pubertät gekommen. Darum war das eine Jahr an der Fachschule sehr gut für mich, um mich zu akklimatisieren. Auch, dass ich ein Jahr später dann wirklich mit der Höheren angefangen habe – als meine Synapsen dann wieder da waren, wo sie hingehören.
Bildest du viele Mädels und junge Frauen aus?
Jedes Jahr haben wir ein bis zwei. Es können aber gerne noch mehr werden!
Wie schlagen sich die wenigen Frauen?
Großteils lassen sie die Männer im Wind stehen, weil sie so gut sind. Wenn du als Frau in die Technik gehst, entscheidest du dich ja bewusst für so einen Beruf. Das willst du selbst. Da ist eine ganz andere Motivation im Hintergrund.
Trauen sich die Frauen ansonsten immer noch nicht so sehr an technische Berufe ran?
Ich glaube, dass das noch viel zu wenig gefördert wird. Man sollte schon in der Volksschule oder im Kindergarten weit mehr in diese Richtung ermutigen. Das muss nichts Großartiges sein. Oft reicht schon: „Schau mal, ob du das nicht vielleicht zusammenbauen kannst.“
Hättest du gedacht, dass du mal da landest, wo du heute bist?
Als Kind war mein Traumjob Tierärztin (lacht). Meine Schwester ist jetzt Tierärztin. Aber wenn mir jemand nach der HTL gesagt hätte, dass ich Lehrlingsausbilderin werde, hätte ich geantwortet: „Ich werde jetzt sicher keine Lehrerin. Das interessiert mich überhaupt nicht.“ Nein, das hätte ich gar nicht gedacht. Auch nicht, dass es mir so viel Spaß macht.
Wie hast du entdeckt, dass dir der Job als technische Ausbilderin so gut gefällt?
Ich bin durch Zufall hier reingestolpert: Direkt nach der Schule habe ich bei der Firma Recom in Gmunden in der Qualitätskontrolle gearbeitet. Meine Mutter war im selben Unternehmen wie ich und zuständig für die kaufmännischen Lehrlinge.
Ich bin aus Gmunden heimgefahren, und habe bei meiner Mutter in Wels vorbeigeschaut. Da fand gerade die Jugend- und Berufsmesse statt und sie hat einen Stand betreut.
Wie ging’s weiter?
Auf ihrem Messestand waren zwei Lötstationen aufgebaut. Mein jetziger Chef hat mit Interessenten gelötet. Meine Mutter hat gerade mit Eltern gesprochen und der eingeteilte Lehrling war gerade nicht am Stand. Dann sind zwei Mädels zu uns gekommen, die auch gerne löten wollten. Ich habe zu ihnen gesagt „passt, machen wir“ und habe mit ihnen gelötet, obwohl ich eigentlich nicht eingeteilt war.
Dass ich mich einfach hingesetzt und mir nichts dabei gedacht habe, hat meinem (jetzigen) Chef so gefallen, dass er mich gefragt hat, ob ich mir das nicht vorstellen könnte. So bin ich reingerutscht – und bereue es auf keinen Fall. Es gefällt mir irrsinnig gut.
Was magst du besonders an deinem Job?
Zwei Dinge: Jeder Tag ist anders und bringt andere Anforderungen mit sich. Einen neuen Tag im Voraus zu planen, ist deshalb sehr schwer. Menschen haben nicht jeden Tag dieselbe Gemütsverfassung. Da ist meine Sozialkompetenz gefordert – weil ich auf sie eingehen möchte.
Und die Zweite Sache?
Die zweite coole Sache ist natürlich meine ganze Fachkompetenz. Ich brauche einen großen Teil von meinem Wissen das ganze Jahr über – weil ich es weitergeben muss.
Und das Schöne bei Siemens ist ja, dass wir ein Digitalisierungsunternehmen sind und bei der neuesten Technik immer vorne dabei sind. Aber ich kann nichts unterrichten, wo ich mich selbst nicht auskenne. Das heißt, ich muss mich auch selbst weiterbilden.
Da bekomme ich von Firmenseite her jede Unterstützung. Ich darf mit Technikerinnen und Technikern auf Baustellen fahren und mir Dinge auch in der Praxis ansehen. Es gibt für (fast) jedes Thema Online-Trainings. Wenn man sich weiterbilden möchte, stehen also sehr viele Möglichkeiten offen. Und das schätze ich sehr.
Dann bist selbst immer auf dem neuesten Stand?
Genau. Das ist einfach etwas Schönes. Ich habe keinen Stillstand.
Wie gehst du damit um, wenn mal etwas doch nicht so klappt wie es soll?
Schauen, dass ich das Beste daraus machen und etwas daraus lernen kann. Ich bin ein sehr positiver Mensch. Wenn ich wirklich einmal Hilfe brauche, kann ich jederzeit fragen.